Thank you 2020!

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31.12.2019

Es ist Silvester, wir sind kurz vor einem neuen Jahrzehnt. „Das wird mein Jahr“, liest man überall auf den Sozialen Medien. Gefühlt jeder zweite hat große Pläne für 2020 und die Postings sprießen nur so vor positiver Energie und Tatendrang. Auch ich freue mich auf das neue Jahr. Ich habe Pläne, Ziele, ich möchte endlich mein Studium beenden und kann es kaum abwarten zu sehen, was das neue Jahr zu bieten hat.
Der Beginn eines neuen Jahrzehnts scheint für viele eine neue Chance zu sein.

00:00 – Ich falle JJ um den Hals und wir küssen uns. Ich bin so froh, dass wir gemeinsam ins neue Jahr feiern können. Ein neues Jahr, was für uns viele Möglichkeiten bereit hält. Auch wenn wir uns in ein paar Tagen verabschieden müssen, weiß ich, dass wir uns spätestens im April wiedersehen, denn dann kommt er nach Deutschland.

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2020, ich weiß nicht wie man dieses Jahr beschreiben soll und doch ist es ein Jahr, über das man gleichzeitig so wahnsinnig viel schreiben kann.
Wenn ich es mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es wahrscheinlich „unvorhersehbar“. Wer hätte schon im Januar damit gerechnet, was uns dieses Jahr alles passieren würde? Eine Pandemie, etwas, wo wir wahrscheinlich alle nie geglaubt hätten, dass wir das einmal miterleben würden.
Kein Jahr hat mich bis jetzt so gefordert und doch kann ich sagen, dass ich verdammt Glück habe und es unzählige Menschen da draußen gibt, die es viel schlimmer getroffen hat als mich. Aber wir haben schließlich jeder unser eigenes Päckchen, dass wir mit uns tragen und egal wie deine Situation dieses Jahr war, auch du darfst Ängste und Sorgen haben.


2020 hat mich einiges gelehrt, zum Beispiel, dass ich wirklich sehr gut alleine sein kann und das auch in vollen Zügen genieße. Natürlich vermisse ich meine Freunde, gemeinsame Abende und Umarmungen, aber ich habe mich dieses Jahr sehr auf mich selbst konzentrieren können und habe Zeit gehabt für Dinge, die ich schon lange vor mir her geschoben habe.
Abgesehen davon, ob du dieses Jahr etwas tolles erreicht hast oder nicht, kann jeder einzelne von uns stolz auf sich sein. Wir sind hier, wir leben und wir haben es bis hierhin geschafft. Das ist alles, was es dieses Jahr zu erreichen galt. Und das war teilweise schwer genug. Wahrscheinlich hatte jeder von uns seine Hochs und Tiefs zu einem anderen Zeitpunkt, aber wir sind uns sicherlich einig: Das Jahr war eine Achterbahnfahrt. Ich habe in meinem Familien- und Freundeskreis gemerkt, wie unterschiedlich Menschen mit dieser Situation umgehen. Ich habe auch gemerkt, wer wirklich wahre Freunde sind und welche Freundschaften es vielleicht nur gab, weil man sich bei der Arbeit oder in der Uni gesehen hat.
Ich gehöre zu denen, die ihre Kontakte fast komplett auf Online Dates und Textnachrichten beschränkt hat und spätestens wenn man Freunde hat, die Corona nicht ganz so ernst nehmen zeigt sich, ob die Freundschaft echt ist oder nicht.
2020 hat mich gelehrt, geduldig zu sein, denn anstatt JJ nach drei Monaten wiederzusehen wurden daraus knapp acht. Das war für mich auch mit die schlimmste Zeit, nicht zu wissen, wann man seinen Partner wiedersehen wird, wie lange es noch dauert, kein Ende in Sicht zu sehen. Ich habe viele Nächte geweint und wenn ich nicht den Entschluss gefasst hätte mich über Umwege auf den Weg in die USA zu machen, dann würde ich wahrscheinlich immer noch weinen.
Diese lange Zeit die JJ und ich nun voneinander getrennt waren, hat uns aber auch unheimlich stark gemacht. Ich war mir noch nie so sicher jemanden zu lieben, wie ich es jetzt bin. Der schlimmste Moment dieses Jahr war für mich die unzähligen Nächte ohne ihn, ohne einen Countdown zu haben bis man sich weitersieht und der schönste Moment das Wiedersehen mitten in der Wüste. Ich habe glaube ich noch nie so viel riskiert, wie während einer Pandemie durch die Weltgeschichte zu reisen, 16 Tage alleine in der Türkei zu verbringen und das alles für die Liebe. So hatte ich mir meine erste lange Solo-Reise übrigens nicht vorgestellt. Aber wie bereits gesagt: 2020 war unvorhersehbar.

Ich erinnere mich an einen Nachmittag Anfang 2020 bei Esra auf der Couch. Zu diesem Zeitpunkt war von keinem Corona Fall in Deutschland die Rede, das Virus gab es nur in China. Und wir beide haben uns ausgemalt was passieren würde, wenn die Krankheit auch hier bei uns ausbrechen würde. Wir haben so viel darüber geredet, dass wir tatsächlich Panik bekommen haben und haben dann versucht uns einzureden, dass wir einfach übertreiben und das eh nie passieren wird.

Little did we know, ich würde mal sagen wir hatten da ein ziemlich intensives Bauchgefühl, was sich leider bewahrheiten sollte. Wie sehr das Ganze unser Leben beeinflussen würde, das haben wir uns da aber nicht ansatzweise vorstellen können.

Wenn du das Jahr 2020 absolut schrecklich fandest, dann darfst du das! Wenn du 2020 an dir selbst gewachsen bist und stolz darauf bist, dann darfst du das. Jeder hat dieses Jahr anders erlebt und anders verarbeitet.

Ich für meinen Teil, habe unendlich viel gelernt und mich selbst nochmal von einer anderen Seite kennengelernt. Ich habe meine Kreativität in vielen Wegen ausgelebt, zuhause mit Make Up und Videos experimentiert und meine Liebe für Home Workouts entdeckt. Natürlich war auch mein Jahr nicht nur rosig und ich hatte viele viele Probleme und Ängste, aber heute kann ich sagen, dass ich aus all dem gelernt habe und versuche, so scheiße dieses Jahr auch war, etwas gutes daraus zu ziehen. Wenn auch über Umwege, konnte ich drei Monate in Amerika verbringen und hatte dort eine unheimlich tolle und intensive Zeit. Ich habe gelernt geduldig zu sein und viele Dinge so zu nehmen wie sie kommen. Vieles, was mich 2020 bewegt und gelehrt hat, nehme ich mit ins neue Jahr.

Ich bin ein anderer Mensch als der der ich im Januar 2020 noch war und ich danke dem Jahr für jede Lektion, die ich gelernt habe. Ich weiß Kleinigkeiten noch mehr zu schätzen, ich lebe mehr im hier und jetzt als je zuvor und hoffe, dass selbst wenn wieder Normalität einkehrt, ich diese Einstellung nie mehr vergesse.

Das wichtigste was wir haben ist die Gesundheit und wenn du das liest und du und deine Liebsten wohl auf sind – dann hast du verdammt Glück und solltest das zu schätzen wissen.

An alle, die dieses Jahr eine geliebte Person – vielleicht sogar an COVID-19 – verloren haben, möchte ich mein tiefstes Beileid aussprechen. Du bist nicht allein und ich wünsche mir für jeden von euch, von uns, dass das neue Jahr wieder mehr Freude mit sich bringt.

Auf ein wundervolles neues Jahr, liebe Gemeinde!

Eure Melina

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