December #8

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April 2019 Part II

„Jeder Abschied wird schwerer. Wo hab ich mich da selber wieder reingeritten? Ich höre die Stimme meiner Freunde quasi vor mir: Melina, kannst du dir nicht einmal was einfaches suchen? Einen Typen, der vielleicht nicht am anderen Ende der Welt wohnt? 
Tja, man sucht sich das leider nicht aus. Und schon beim ersten Abschied habe ich gemerkt, wie es sich anfühlt, wenn man jemanden WIRKLICH vermisst. Wenn da wirklich etwas ist. Und jetzt nach dem zweiten Mal noch viel mehr. Ich bin aus Portland zurückgekommen mit so vielen neuen Erinnerungen in der Tasche. Keine Erinnerungen auf dem Handy, vielleicht 10 Fotos in den Tagen gemacht, das war’s. Das Handy vielleicht 2 oder 3 mal geladen. Mehr nicht. Krass, dass ich jemandem auf diesem Planeten begegnet bin, der mich mein Telefon und alles andere um mich herum vergessen lässt. Wenn wir zusammen sind, dann brauche ich nichts anderes. Außer vielleicht Country Musik. Und ein Bier. Seit wann trinke ich eigentlich so gerne Bier? Es war die beste Entscheidung zurück zu gehen. Ich hab vielleicht einen Tag Uni dafür geschwänzt und das sollte man eher nicht machen, aber das war es wert. Am Ende hat er auch seine Arbeit geschwänzt. Es war so komisch, plötzlich saß ich bei ihm im Restaurant, genau da, wo Kevin und ich ihn im Februar 2018 das erste und einzige Mal gesehen und kennengelernt haben. Und etwas über ein Jahr später, sitze ich wieder da und diesmal ist alles anders. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass das nicht passiert wäre, wenn ich nach New York City gegangen wäre. Wieder einmal wird mir bewusst, dass das Leben seine eigenen Pläne mit einem vorhat. Dieses mal habe ich seine Familie noch näher kennengelernt und dann gab es da diese etwas unangenehme Situation. Seine Mutter und seine Tante wollten mit uns Essen gehen. So saßen wir also den beiden gegenüber und seine Tante fragt:“Und, was ist nun mit euch? Seid ihr Zusammen? Wird es eine Fernbeziehung?“ Sie hat es mit einem Lachen gesagt und trotzdem hätte ich mich fast an meinem Getränk verschluckt, weil ich mit so einer direkten Frage nicht gerechnet habe. Ja, was sind wir? Darüber haben wir nicht geredet und bis jetzt war auch der Bedarf nicht da. Ich dachte, wir lassen das so auf uns zukommen. Nach dem ersten Trip, hätte ich ja niemals damit gerechnet, dass ich nichtmal einen Monat später wieder auf dem Weg zu ihm bin. Was sind wir? Ich habe nichts geantwortet, dachte mir, das überlassen wir mal dem Herrn. Und seine Antwort war:“Ich weiß nicht, wir lernen uns ja gerade erst kennen. Mal sehen. Wir verbringen gerne Zeit miteinander.“ Ok, unangenehme Situation war beendet. 
Es kam schon einige Male in meinem Leben vor, dass ich dachte, „Man, jetzt bin ich aber so verknallt, so war’s noch nie.“ Und diesmal denk ich mir, alles zuvor war NICHTS gegen das, was ich fühle, wenn ich mit ihm bin. Ich selbst komm‘ mir schon ziemlich doof vor, weil ich bin eigentlich echt niemand, der einen auf Superromantikerin und Lovestory macht. Aber das fühlt sich so an. Wie eine richtige Lovestory. Und ich genieße jede Sekunde davon. Nach meinem letzten Besuch bei ihm telefonieren wir so gut wie jeden Tag und wenn er mal nicht anruft, dann ertappe ich mich dabei, wie ich hoffnungsvoll auf einen Anruf warte. Eigentlich telefoniere ich nicht gerne, er hat das geändert. Es gibt niemandem, mit dem ich lieber telefoniere als mit ihm. Und obwohl ich mir ein Zimmer teile, sind wir sogar schonmal am Telefon zusammen eingeschlafen. Ich bin extra zum Telefonieren auf den Flur gegangen, da Julie schon geschlafen hat. Er wollte aber auch nicht auflegen, irgendwann ist er dann eingeschlafen. Hab gewartet, bis ich mir sicher war, dass er schläft und bin mit Kopfhörern wieder ins Bett. Durch die Kopfhörer konnte ich mein Telefon nicht laden, das heißt, ich konnte keinen Wecker stellen und auch hieß es, kein Handy am nächsten Tag. Und sogar das war mir egal. Unterricht hatte ich nicht vor Mittags. 
Verrückt, wie das Leben so spielt. Manchmal ändern sich Pläne so schnell und Menschen verschwinden so schnell wieder aus deinem Leben, wie sie gekommen sind. 
Genau so einen Moment gab es bei mir und nun sitze ich bei Claudia in Las Vegas, anstatt auf einem Bachata Festival zu unterrichten. Eins kam zum anderen und ich bin keine Sekunde sauer darüber, wie es gelaufen ist. Die Flüge wollte ich nicht verstreichen lassen, als klar wurde, dass ich nicht Teil des Bachata Festivals sein werde. Hallo? Flüge nach Vegas? Verfallen lassen? Niemals. Und nun hat sich die Chance ergeben, dass ich vielleicht auch nach dem Semester noch länger bei Claudia bleiben kann. Das wäre nicht so, wenn ich auf dem Festival gewesen wäre. Und wenn ich doch unterrichtet hätte, dann hätte ich auch am zweiten Mai Wochenende in Reno, Nevada unterrichtet. Stattdessen habe ich wieder einen Flug nach Portland gebucht. Die letzte Chance ihn zu sehen. Dann ist er erstmal weg. Bin dankbar dafür, dass alles immer einen Sinn hat. Auch wenn man’s vielleicht erstmal gar nicht wahrhaben möchte. Den Sinn gibt es. Und früher oder später wird man ihn erkennen. „

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