December #9

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Mai 2019 Part I

„Gesagt, getan. Mein Rückflug ist nicht länger am 21.5., sondern am 27.6. Die einzige Reaktion von Esra darauf war:“Ich wusste es. Das ist typisch du!“. Meine Mutter hat es auch nicht verwundert. Ich kann wieder ein bisschen durchatmen, weil ich weiß, dass ich nun noch über einen Monat länger hier habe.
Die letzten Tage sind auch wieder so schnell verflogen und waren ein absoluter Traum. Ein Roadtrip durch Kalifornien mit Julie. Stundenlang saßen wir im Auto. Und am Ende des Tages war man immer noch im gleichen Staat. Ich werde niemals dieses Gefühl vergessen, auf den leeren Straßen, wo du stundenlang niemandem begegnest. Es ist heiß, so heiß, dass man ohne Klimaanlage umkommt. Wir haben uns mit dem Fahren abgewechselt. Und es heißt nicht umsonst Death Valley. Ohne Wasser hat man das Gefühl zu vertrocknen, sobald man das klimatisierte Auto verlässt. Wir haben sooo viel gesehen. Den Joshua Tree National Park, Santa Barbara, Santa Maria und so viele kleine Städte dazwischen. Dieser Trip war pure Freiheit. Wir hatten nichts gebucht, außer das Auto. Die Koffer im Gepäck haben wir uns am Samstagmorgen auf den Weg gemacht. Ich war die Nacht davor tanzen, hatte vielleicht maximal zwei Stunden Schlaf. Doch die Vorfreude war so groß, dass ich gar nicht müde sein konnte. Das war einfach immer mein Traum. Einfach losfahren, schauen wie weit man kommt, spontan ein Motel buchen. Ich bin nich wirklich anspruchsvoll was Hotels auf so einem Trip angeht und das erleichtert Spontanität. Palm Springs war der erste Stop, mein zweites Mal an diesem Ort und noch immer faszinieren mich die hohen Palmen, die Berge und die Windmühlen. Nicht weit von Palm Springs liegt der Joshua Tree Park, was unser nächster Stop war, der bei Sonnenuntergang sicher noch schöner ist, als tagsüber in brütender Hitze. Es war trotzdem so eindrucksvoll nun endlich mal live dort zu sein. Als wir einmal durch den Park gefahren sind, ging es weiter durch einen Ort namens Twentynine Palms. Und diese kleinen Orte sehen einfach aus wie im Film. Ich dachte mir so oft „Das kann doch nicht echt sein, das ist eine Kulisse!“. Mitten on the road machten wir einen Stop und all die Zeit, die wir außerhalb des Autos verbrachten, kam niemand an uns vorbei. Wie ausgestorben. Die Nacht haben wir in Ridgecrest verbracht. Am nächsten Tag ging es dann ins Death Valley und das war mit einer der beeindruckendsten Orte, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Die Natur ist der absolute Wahnsinn, unsere Erde hat so viele magische Orte zu bieten! Ich kam aus dem Staunen (und dem Schwitzen) nicht mehr raus und die unglaubliche Weite der USA fasziniert mich jedes mal aufs neue. Allein der Weg zum Death Valley ist eine Reise für sich. Noch nie habe ich so eine Geisterstadt gesehen wie Trona. Man hat dort kein Netz, du siehst niemanden auf der Straße und fährst stundenlang ohne Empfang. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Es gab nichts, außer die Straßen und uns. Keine Fotos, keine Videos, konnten das festhalten was wir mit unseren Augen gesehen habe. Die Mojave Wüste. Die unendliche Weite, über die ich nicht aufhören kann zu reden, weil es mich so fasziniert. Das sind Momente, die speicherst du dir. Und wann immer du daran zurück denkst, wärmen sie dein Herz und geben dir das Gefühl von Freiheit zurück.
Die Nacht haben wir in Bakersfield verbracht und am nächsten Tag waren wir dann noch in Santa Maria und Santa Barbara, bevor es dann in den Abendstunden zurück nach Los Angeles ging. Wir haben so viel gesehen. Sonnenuntergänge. Gebirge. Wüste. Strände. Das Meer. Kilometerlange Straßen, die einfach nur geradeaus führen, kein Ende in Sicht. Dieses Wochenende war so besonders, so magisch, so einfach. Wir haben viel gelacht, stundenlang geredet über Gott und die Welt, aber auch viel geschwiegen, ohne dass es komisch war und wir haben uns perfekt ergänzt, was das Fahren und Buchen der Hotels anging. Es ist so viel wert Freunde zu haben, mit denen man verreisen kann. Und das kann man gewiss nicht mit jedem. Gemeinsam reisen verbindet und diese Zeit kann uns niemand mehr nehmen. Julie kommt aus Norwegen, ich aus Deutschland. Wir haben uns nicht ausgesucht zusammen zu wohnen, aber es ist so gekommen und das Schicksal meinte es gut mit uns, denn für mich hätte es keine bessere Zimmerpartnerin als sie geben können. Wir sprechen nicht die gleiche Muttersprache, aber das ist auch nicht nötig. Ich verstehe langsam, wieso uns die Mitarbeiter vom International Office unserer Uni hier gesagt haben, dass wir UNBEDINGT die freie Zeit neben dem Unterricht nutzen sollen, um Kalifornien und Amerika zu erkunden. Es gibt so viel zu entdecken und jeder Ausflug, jeder Roadtrip, bereichert einen um so vieles. Das sind Erinnerungen, die wir unser Leben lang nicht vergessen werden.“

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